Die Kartoffeln sind eine uralte Nutzpflanze und stammen aus dem Gebiet der Anden. Sie werden wahrscheinlich schon seit mehr als 13.000 Jahren als Nutzpflanze kultiviert und gelten weltweit als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Es sind mehr als 4000 Kartoffelsorten bekannt. Bei uns werden davon etwa 210 Sorten angebaut. Sie unterscheiden sich dabei deutlich in Aussehen, Geschmack, Kocheigenschaften und Reifedauer beim Anbau.
Zunächst einmal werden die Kartoffeln in zwei verschiedene Nutzungsgruppen eingeteilt: Die Stärkekartoffeln mit ca. 60 Sorten dienen in erster Linie zur Fütterung von Schweinen und anderem Nutzvieh während die Speisekartoffel mit etwa 150 heimischen Sorten für den Verzehr durch den Menschen bestimmt ist. Diese Speisekartoffeln unterscheidet man noch einmal nach Reifungsgrad in frühe, mittlere und späte Sorten und dann noch einmal nach den Kocheigenschaften in festkochende, vorwiegend festkochende und mehlig kochende Sorten.
Kartoffeln sind ein sehr beliebtes Gemüse und dabei einfach zu pflanzen. Was lag also näher, Kinder zu einer Pflanzaktion der tollen Knolle einzuladen? Unterstützung für meine Idee bekam ich gleich von meinen Freunden in der Vorstandschaft des Gartenbau- und Dorfverschönerungsvereins Büchold und von Familie Brust, die einen Teil ihres Gartenlandes für das Projekt zur Verfügung stellten. So ging es Ende April bei bestem Wetter frisch ans Werk. 17 Kinder hatten sich zu dieser Aktion eingefunden.
Doch bevor die Aktion starten konnte, musste ich mich selbst ein bisschen schlau machen. Meine Kenntnisse vom „Kartoffel legen“ waren sehr beschränkt, denn meist holte ich meine Kartoffeln für den Eigenverbrauch bei einem befreundeten Bauern aus Sachserhof. Unterstützung fand ich bei meiner „Mitstreiterin“ Margit Balling. Ihre Eltern hatten sich sofort bereit erklärt, uns bei unserer Kinderaktion zu unterstützen. Olga und Gottfried Manger kannten das Kartoffeln legen aus Zeiten, wo noch reine Handarbeit angesagt war und noch keine Maschinenunterstützung zur Verfügung stand.
Bei meinen Recherchen über die Kartoffel stieß ich nicht nur auf die oben erwähnten 13000 Jahre lange Nutzungskultur der Kartoffel sondern auf weitere interessante Informationen: So ist die Knolle mit Seefahrern etwa um 1580 aus Südamerika nach Europa gekommen. Zunächst galt sie wegen ihrer schönen Blüten als reine Zierpflanze. Die Kartoffel wollte den Europäern am Anfang nicht so recht schmecken – im Gegenteil: Sie fühlten sich sogar äußerst elend, kaum dass sie in eine Kartoffelbeere gebissen hatten. Und das war auch kein Wunder, denn die unreifen Beeren enthalten giftige Stoffe, nur die reife Kartoffel ist essbar. Friedrich II von Preußen erließ 1756 den sogenannten „Kartoffelbefehl“. Danach sollten alle Untertanen die Kartoffeln auf jedes freie Plätzchen anbauen. Außerdem griff er zu einer List um seinen Landsleuten die Kartoffel schmackhaft zu machen: Er ließ die Kartoffelfelder von seinen Soldaten bewachen und erweckte so den Eindruck, dass es sich bei der braunen Knolle um eine ganz wertvolle Frucht handelte. Und es funktionierte. Die Kartoffel wurde immer mehr zum wertvollen Grundnahrungsmittel und half in vielen Notzeiten, den Hunger der Bevölkerung zu lindern.
Heute kennt man die vielen wertvollen Inhaltsstoffe der Kartoffel sehr genau. Sie enthält ein hohes Maß an Vitamin C und noch eine ganze Menge an Vitamin B außerdem die Mineralstoffe Phosphor, Eisen und Magnesium. Der Eiweißanteil der Kartoffel ist zwar nur klein, dafür aber besonders wirkungsvoll.
Nun aber zurück zu unserer Pflanzaktion mit den Kindern: Der erste Vorsitzende des Gartenbau- und Dorfverschönerungsvereins Notker Wolf hatte für die Kinder 4 verschiedene Kartoffelsorten mitgebracht. „Agria“ eine mehlig kochende Kartoffel, „Belana“ eine festkochende Frühkartoffel, „Gala“ eine ausgesprochen aromatische Sorte und „Laura“ eine späte überwiegend fest kochende Kartoffelsorte. Unter Anleitung von Margit Balling pflanzten die Kinder die Kartoffeln aus. Da musste auf den richtigen Abstand in der Reihe und zwischen den Reihen geachtet werden und schnell stellte man fest, dass es doch eine ganz schön schweißtreibende Arbeit war, die Reihen für die Kartoffeln auszuheben und dann mit einer Hacke wieder anzuhäufeln.
Wer nicht gerade mit Kartoffellegen beschäftigt war, malte Schilder für die verschiedenen Kartoffelsorten, damit man im Herbst bei der Ernte noch weiß, was man im April in den Boden gebracht hat. Um auch im heimischen Garten etwas zu ernten , säte jedes Kind unter Anleitung von Monika Wendel Speisekürbisse in Töpfen aus und der restliche freie Platz auf dem Gartenland wurde mit einer einjährige Blumenmischung angesät, die den Bienen und anderen Insekten zur Nahrung dienen soll.
Den ganzen Nachmittag begleitete uns der 13-jährige Timo Weidner mit seiner Videokamera und hat für uns einen ca. 4- minütigen Filmbeitrag zusammen geschnitten.
Nun hat die tolle Knolle bis in den Herbst Zeit zu wachsen und viele neue Seitenknollen zu bilden, damit wir dann wieder in einer gemeinsamen Kinderaktion an die Ernte gehen können.