Unsere Eltern und Großeltern kennen es noch aus ihren Kindertagen … wenn die Kartoffelernte angesagt war, musste jeder mit hinaus auf Feld und mit anpacken. Die Herbstferien waren auf dem Land für die Ernte reserviert und hießen deshalb auch „Kartoffelferien“. Eine gute Ernte war noch Anfang des 20. Jahrhunderts überlebenswichtig.
Unser Gartenbau- und Dorfverschönerungsverein hatte ja im April mit Kindern aus dem Dorf eine Kartoffelpflanzaktion gestartet und 4 Sorten der „tollen Knolle“ in die Erde gelegt. Nun war es Zeit nachzuschauen, was daraus geworden ist und alle waren neugierig, wie die Ernte wohl ausfallen würde. Während der Wachstumsphase hatte unser Senior Alfons Kress immer mal wieder auf die Pflanzung geschaut und Kartoffelkäfer abgelesen. Das war notwendig, denn die Kartoffelkäfer fressen in kürzester Zeit das grüne Laub ab … und dann war´s das mit der Ernte. Im Laufe des Sommers stellte sich heraus, dass der Garten von Doris und Otto Brust ideal für den Kartoffelanbau war. Er lag in einer Senke und war am Nachmittag durch Bäume beschattet. So verdunstete der spärlich gefallene Regen nicht gleich wieder und die Kartoffeln fanden gute Bedingungen vor.
Mit Feuereifer gingen die Kinder ans Werk. Muttis und (Groß)väter halfen, die Kartoffelstauden vorsichtig auszugraben. Die Kartoffeln mussten unbeschadet aus dem Boden kommen, nur so waren sie dann auch lagerfähig. Die Größe der Kartoffeln löste etliche Begeisterungsstürme bei den Kindern aus und auch die Formen waren manchmal skurril. So fand man Kartoffeln in Herzform, andere sahen aus wie ein Männchen. Über den hohen Ertrag waren dann aber alle sehr erstaunt. Notker Wolf rechnete aus, dass wir etwa das 20-fache von der Menge geerntet hatten, die wir als Setzkartoffeln in den Boden gebracht hatten … und das war wirklich ein tolles Ergebnis.
Natürlich wollten alle die neue Ernte auch gleich probieren, denn die Arbeit hatte schließlich auch Hunger gemacht. Neben den Folienkartoffeln, die schon im Feuer garten gab es Kartoffelpuffer mit Apfelbrei und eine Kartoffel-Kürbis-Suppe.
Meine Freunde vom Gartenbau- und Dorfverschönerungsverein und ich finden es wichtig, dass man den Kindern zeigt, wie unsere Nahrungsmittel angebaut, geerntet und verarbeitet werden. Das es Arbeit, Zeit und Schweiß kostet, die Lebensmittel anzubauen, es aber auch Spaß macht, zusammen zu ernten, zusammen zu kochen und zusammen zu essen. Denn es schmeckt ja bekanntlich in geselliger Runde am besten.